Dass sich EUgen FrEUnd beim Arbeitereinkommen verschätzt hat, sei angeblich nicht schlimm. Zahlen seien Schall und Rauch, und er solle ja schließlich nicht Direktor beim Statistikamt werden. Aber dass er sich ausgerechnet in diese Richtung verschätzt hat, verleiht ihm die Aura von Marie Antoinette:

Der französischen Königsgattin, einem habsburgischen Kaisertöchterl, hat man als eine Art frühen hoax böswilligerweise den Ausspruch angedichtet, wenn die Armen kein Brot hätten, sollten sie doch Kuchen essen. Wahr oder nicht, solche Dummheiten können einen den Kopf kosten.

Er hatte, so scheint es, nicht den Schimmer einer Ahnung, weder von den richtigen Zahlen, noch von dem, was sie für das Dasein des Lohnempfängers bedeuten: wieviel Brot oder Kuchen man sich darum kaufen kann. Und wenn einer von was keine Ahnung hat, könnte das daran liegen, dass es ihn eben bislang nicht interessiert hat. Wozu auch? Er soll dort ja keine Arbeiter-Politik machen, sondern sozialdemokratische Werte vertreten. Und hatte nicht die Sozialdemokratie längst die Schaufel aus der Hand gelegt und sich der Önologie zugewandt? Das hat auch mit Kuchen zu tun, irgendwie.

Hätte er wenigstens gemutmaßt: „Ich weiß es nicht, so um die 1000 Euro?", wäre das zwar eben so weit daneben gelegen. Aber es hätte den Finger auf die Wunde gelegt: Dass noch viel zu tun ist, um denen eine Stimme zu verleihen, die nichts oder fast nichts haben, und dass deren Zahl in der entwickelten Konsumgesellschaft keineswegs geringer, sondern noch viel größer geworden ist und weiterhin ansteigt.

Tut es die Sozialdemokratie nicht, dann tun es andere.

Benedikt Wallner, 21.1.2014