Rund 380 Alpine-Anleihe-Inhaber haben sich dem Strafverfahren angeschlossen. Im Hintergrund wird ermittelt, auch wegen eines Hypo-Kredits.

Laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) haben sich bisher rund 380 Alpine-Anleger dem Verfahren mit Schadenersatzforderungen angeschlossen. Seit April, als man laut Akt noch 296 Privatbeteiligte zählte, traten somit etwa 90 weitere Geschädigte dem Verfahren bei. Ermittelt wird gegen 25 Beschuldigte. Es geht um einen Rattenschwanz an Vorwürfen: Betrug, schwerer Betrug, gewerbsmäßiger Betrug, betrügerische Krida, Untreue, Begünstigung eines Gläubigers und Verletzungen des GmbH- und des Kapitalmarktgesetzes.

Die meisten Vorwürfe bzw. Delikte betreffen das Ex-Management. Es wird aber auch gegen Unternehmen ermittelt. Formal gegen die – bankrotte – Alpine Bau und Alpine Holding. Aber auch die spanische Alpine-Mutter FCC steht in den Akten unter der Rubrik „Beschuldigte“.

Im Sinne der Verbandsverantwortlichkeit kann die Justiz seit ein paar Jahren nicht nur Personen, sondern auch Unternehmen als solche strafrechtlich verfolgen und mit Geldbußen belegen. Genau dieses Detail wirkt zwar wie eine bloße Formalität, ist aber für Anleger enorm wichtig: Wie berichtet, nehmen Anleger auch die FCC ins Visier, da beim Salzburger Pleitekonzern außer einer Quote in der Höhe eines einstelligen Prozentsatzes wohl nicht mehr viel zu holen sein wird und die FCC das Debakel mitverschuldet habe.

Anschlüsse als Privatbeteiligte an Strafverfahren können die zivilrechtliche Verjährung unterbrechen. Das Kalkül dahinter: Anleger können in Ruhe die Ermittlungsergebnisse abwarten, um so für spätere Prozesse Munition zu sammeln. Ohne Privatbeteiligtenanschluss ans Strafverfahren würden ihre Ansprüche verjähren.

Neuer Gutachter wertet Daten aus

Die Interpretation der vorliegenden Aktenteile legt nahe, dass die WKStA die Ermittlungen wohl nicht rasch sang- und klanglos einstellen wird. Die Frist zur Gutachtensabgabe des Sachverständigen Gerd Konezny wurde auf 30. Oktober verlängert.

Am 28. Mai informierte die WKStA den IT-Experten Andreas Wruhs, dass sie ihn als Sachverständigen haben will. Wruhs soll das Material auswerten, das bei der Razzia am 10. Dezember 2014 bei Deloitte konfisziert wurde. Beim Alpine-Bilanzprüfer wurden sieben USB-Sticks, sechs Laptops und zwei Festplatten mit Daten beschlagnahmt – so steht es im Akt. Der Sachverständige weilt derzeit im Urlaub.

Etwas klarer wird auch die Verbindung zum Fall Hypo. Wie aus einem „Anordnungs- und Bewilligungsbogen“ hervorgeht, hat die Hypo Alpe Adria International bereits vor einem Jahr eine Anzeige gegen einen Holding-Manager eingebracht. Der Vorwurf: Betrug bei der „Gewährung eines Überbrückungskredits“ am 4. September 2012 über 25 Millionen €.

Quelle: WirtschaftsBlatt 14. AUGUST 2015 10:56